Adrenalinjunkies kommen in Österreichs Skigebieten immer wieder mal auf ihre Rechnung. Selbst in Familienskigebieten findet sich unerwartet der eine oder andere steile Hang, bei dem es sich zu überwinden gilt, ehe man sich abstößt.

Als Herausforderung Nummer eins firmiert gemeinhin die berühmt-berüchtigte Mausefalle auf der Streif in Kitzbühel. Das ist zwar nur ein sehr kurzer Streckenabschnitt, aber mit einem Gefälle von 85 Grad der steilste Hang der weltberühmten Hahnenkammabfahrt. Dort springen die Rennläufer je nach Präparierung bis zu 60 Meter weit, womit sie einen Teil des Steilabfalls fliegend unter sich lassen. Das soll man besser nicht nachmachen, aber für Menschen mit schwachen Nerven und mäßig ausgeprägter Skitechnik ist die Mausefalle auch sonst ungeeignet. Sonst kann die Fahrt rasch mit einem unbremsbaren Sturz und schlimmstenfalls im Krankenhaus enden. Entsprechende Schneelage vorausgesetzt, ist die Mausefalle nur von rund zwei Wochen vor bis eine Woche nach dem Hahnenkammwochenende für den Pistenskilauf gesperrt. Warum nach dem Rennen? Weil da wäre die Streif für unsereins unfahrbar eisig.

Geht’s nach der Prominenz, dann ist die Mausefalle die klare Nummer 1, geht’s nach den nackten Zahlen – siehe Liste auf der folgenden Seite – hat mit der Gamsleiten 2 von Obertauern ein anderer Klassiker 100-prozentig die Nase vorn. G2 war als „Gamsleiten 2“ der steilste aller Schlepplifte. Heute geht es mittels Sessellift komfortabler nach oben. Abwärts ist es weiterhin extrem fordernd in den Buckeln die Bodenhaftung zu bewahren. Unter den Gletscherregionen hielt ebenfalls Salzburg mit der bissigen, schmalen „Black Mamba“ am Kitzsteinhorn den Gefällerekord. Doch das ist Verangenheit. Denn seit Ende 2019 die Falginjochbahn am Kaunertaler Gletscher eröffnet wurde, beherbergt Tirol die steilste Gletscherpiste. Ganz genau hat man die „Black Ibex“ vermessen und ist auf den Wert 41,3 Grad bzw. 87,85 Prozent Gefälle gekommen. Selbst sieht man sich damit überhaupt als steilste Piste Österreichs, wobei sehr lang ist der als 1b gekennzeichnete Hang nicht. Wobei auch der Weltcuphang am Rettenbachferner in Sölden den beiden anderen Gletscherhängen kaum nachsteht. Im Bereich von atemberaubenden 80 Prozent Gefälle findet sich die Gruppe der „Ultraschwarzen“. Wobei das mit den Prozenten so eine Sache ist. Die 100 Prozent der Gamsleiten entsprechen 45 Grad. Das schaut am Geodreieck gar nicht so wild aus, beim Skifahren ist’s aber nahe dem Limit. Wobei es gab Zeiten, da wurde der Lange Zug vom Rüfikopf nach Lech mit 106 Prozent angegeben, irgendwer listet den Einstieg gar mit 142 Prozent! Nun ist der Einstieg aber ausgesprochen breit präpariert, ganz in der Mitte aber wirklich extrem steil. Auch wenn’s offiziell nur mehr 81 Prozent sind. Bis vor zwei Jahren wurde die Manni-Pranger-Rennpiste auf der Bergeralm (Steinach im Wipptal) als Österreichs steilste angegeben: 102 Prozent! Sie wird aber in dieser Form nicht mehr präpariert.

Unter den steilsten Pisten Westösterreichs fallen im Montafon gleich sieben Abfahrten mit 77 bis 81 Prozent, als „Black Scorpions“ gekennzeichnet, in der Silvretta Nova heraus. Nebenan am Golm kracht die Diabolo ziemlich senkrecht hinunter. Wer geil auf steil ist, den haben wir im Westen noch drei absolute Highlights ausgekundschaftet: Die Harakiri von Mayrhofen (Zillertal) hat ordentlich Gefälle, durch die Breite und den flachen Auslauf ist sie auch für schwächere, aber mutige Läufer machbar. Da wirken die beiden direkten Lazid-Abfahrten von Serfaus wesentlich brutaler und gleiches gilt für die „offiziell“ flachere Lange Wand von Ischgl. Aber die entscheidende Rolle spielt ohnehin stets der Pistenzustand. Und der ist bei der Trass-Abfahrt von Zell am See oder Zwölfer-Nord in der Hinterglemm meist optimal.

In Oberösterreich wartet in Hinterstoder die – nomen est omen – Inferno Piste mit einem Gefälle von 70 Prozent auf – und ist damit die heißeste Abfahrt weit und breit. Auch in der nach Salzburg hin grenzüberschreitenden Region Dachstein West gibt es einiges für Adrenalinjunkies: Skitechnisch „Hochbegabte“ fahren auf die „Wilde Hilde“ (67 Prozent Gefälle), „Rock’n Roll“ und „Donnergroll“ ab; für weniger geübte Wintersportler empfehlen sich die drei herausfordernden Pisten – auch wenn sie eher kurz sind – nur sehr bedingt.
Auf der zur Vier-Berge-Schaukel gehörenden steirischen Reiteralm befinden sich einige herausfordernde Abfahrten – und zwar mit den verheißungsvollen Namen Black Rose (Hahn´l Piste), Black Power (Gasselhöhe Abfahrt) Black Queen (Finale Grande) und Black Horse (Steilhang Rauner). Wobei die Black Rose schon beim Einstieg deutlich verheißt: Hier geht’s mit 80 Prozent Gefälle zu Tal. Am Kärntner Großglockner mündet die 1.520 Meter lange schwere, direkte Fallbichl-Variante und teilweise Buckelpiste in die mittelschwere Fallbichlabfahrt. Ein herausfordernder Genuss mit atemberaubendem Hochgebirgspanorama. Das Goldeck wiederum wartet laut Eigenaussage mit der längsten schwarzen Abfahrt in den Alpen auf, bei der 1.600 Höhenmeter ohne Zwischenstopp befahren werden können, mit unter 60 Prozent Gefälle liegt hier die Überwindung eher bei der Ausdauer. Am heißesten ist aber die Franz-Klammer-Weltcup- Abfahrt in Bad Kleinkirchheim. Sie weist bei einer Länge von 3,2 Kilometern eine Höhendifferenz von 842 Metern und ein Gefälle von bis zu 80 Prozent auf. Und am Katschberg ist die anspruchsvollste Abfahrt die Direttissima. Selbst im steirischen Salzkammergut kann man es – entsprechendes Fahrkönnen vorausgesetzt so richtig krachen lassen: Nämlich am Loser Alm Schuss – der steilsten Piste im Salzkammergut.
Auch in Niederösterreich am Hochkar finden sich einige Pisten, die durchaus fordernd sind: Etwa die Karabfahrt mit 63 Prozent Gefälle, der 900 Meter lange Häsing-Steilhang oder noch besser der Thomas Sykora-Hang, eine echte Slalom-Piste. Die steilste Piste Niederösterreichs findet sich freilich auf der Gemeindealpe Mitterbach – die Direttissima vom Terzer Haus kann schon was – hinunter geht es mit einem Gefälle von immerhin 74 Prozent.

DIE TOP 30: ÖSTERREICHS HÄRTESTE ABFAHRTEN

ORTPISTEGEFÄLLE
OBERTAUERNGamsleiten 2, Buckelpistebis zu 100 %
KAUNERTALER GLETSCHERBlack Ibex87,85 %
KITZBÜHELStreif-Mausefalle85 %
HINTERGLEMMZwölfer-Nord81 %
LECHLanger Zug81 %
MONTAFON SILVRETTA NOVABlack Scorpions81 %
SKIWELT WILDER KAISERAlpseite Nr. 112, Westendorf80 %
REITERALMBlack Rose80 %
BAD KLEINKIRCHHEIMFranz Klammer80 %
ZELL AM SEETrass-Abfahrt Schmittenhöhe79 %
MAYRHOFENHarakiri78 %
GEMEINDEALPE MITTERBACHDirettissima Terzerhaus74 %
DAMÜLS-MELLAUSunneg73 %
ISCHGLLange Wand C5über 70 %
SERFAUSParallel Lazid-X-Drean & Direttissimaüber 70 %
HOCHZEIGER-PITZTALZirbenfallüber 70 %
HINTERSTODERInferno70 %
INNSBRUCK NORDKETTEHafelekar: Karrinne Skiroute70 %
WARTH-SCHRÖCKENSalober70 %
SAALBACHSchattberg Nord70 %
GASTEINBürgerwald-Piste und S5 Schöneck70 %
DACHSTEIN WESTWilde Hilde67 %
SÖLDENRotes Kar65,14 %
KITZSTEINHORN GLETSCHERBlack Mamba63 %
HOCHKARKarabfahrt63 %
HOCHKÖNIGAberg Nr. 1662 %
SÖLDEN GELTSCHERRS-Weltcuphang Sölden62 %
KATSCHBERGDirettissima60 – 100 %
ST. ANTON AM ARLBERGSchindlerkarüber 60 %
MARIA ALMArberg Schreinerlochabfahrt60 %