Österreichs „Allianz Zukunft Winter” vereint seit vielen Jahren branchenübergreifend die ökonomischen Nutznießer des Wintersporttourismus: Bergbahnen, Gastgewerbe, Skischulen und nicht zuletzt Skiindustrie und Sportartikelhandel. Zum alljährlichen Forum auf höchster Ebene trifft man sich seit über 20 Jahren Ende November in Kaprun – Zell am See, um untereinander und mit einigen Medienvertretern wichtige Erkenntnisse zu diskutieren. Wie gewohnt war der Ski Guide Austria Teil dieser erlesenen Gesellschaft.

Ex-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, nun Sprecherin der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer (WKÖ), unterstrich bei dieser Gelegenheit die wirtschaftliche Bedeutung des Wintertourismus für Österreich mit aktuellen Kernzahlen: Rund ein Siebtel des Skisport-Weltmarktes ist in Österreich daheim, nur die USA und – in den meisten Jahren – Frankreich kommen auf mehr „Skier Days”. Der Wintergast gibt in Österreich rund 238 Euro pro Tag aus – das sind um 50 Euro mehr als der Sommergast. Doch Kraus-Winkler warnte davor, die Zeichen der Zeit zu übersehen: „Weder Preis noch Nachfrage lassen sich unendlich steigern.”
Positive Aussichten
Dabei sehen Österreichs Prognosen für den angelaufenen Winter durchaus positiv aus. Die Spitzenposition Österreichs in Europa als Wintersportdestination ist unbestritten und wird von einer Sonderauswertung der ÖW-Winterpotenzialstudie 2025/26 bestätigt: 16,5 Millionen Menschen aus zehn europäischen Ländern planen im Winter 2025/26 einen Urlaub in Österreich, 9,1 Millionen davon konkret einen Ski- oder Snowboardurlaub. In acht von zehn europäischen Märkten liegt Österreich unter den Top 2 der beliebtesten Wintersportziele. 70 Prozent der europäischen Gäste, die in Österreich ihren Wintersporturlaub verbringen, bescheinigen Österreich zudem über das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu verfügen.
Doch um die führende Position Österreichs als Wintersportdestination zu sichern und auszubauen gelte es sich nicht nur auf Deutschland und andere Nahmärkte zu verlassen. Laut den neuesten Studien der Österreich Werbung zu Wintergästen aus den USA und China interessieren sich sechs von zehn der US-Wintersportler für einen Wintersporturlaub in Europa. Die ÖW predigt Offensive, denn bei den US-Wintersportlern liege man bereits auf Platz 4 der attraktivsten Winterziele außerhalb der USA, bei chinesischen Befragten weltweit auf Platz 2.
Die ökonomische Bedeutung des Wintertourismus für Österreich wurde über eine aktuelle Studie auf den Schauplatz des Forums der „Allianz Zukunft Winter” herunter gebrochen. Dort leben nicht nur Hotels und Gastronomie vom Schnee – der gesamte Ort profitiert massiv von den Gästen. 66 Hotels und viele Lokale sorgen gemeinsam für rund 105 Millionen Euro Wertschöpfung und fast 1.000 Arbeitsplätze. Von den Durchschnittsausgaben, die mit 192 Euro pro Übernachtung berechnet werden, wirken 119 Euro als regionale Wertschöpfung. Berücksichtigt ist dabei, dass jeder im Gastgewerbe erzielte Euro Umsätze von 29 Cent in anderen Branchen auslöst. Besonders beeindruckend an der von der Prodinger Tourismusberatung im Auftrag der WKÖ Sparte Tourismus ausgearbeiteten Studie: Die Umsätze füllen mit 6,4 Mio. Euro die Kassen von Gemeinde und Tourismusverband in Zell am See, hinzu kommen 22,4 Mio. Euro an weiteren Steuern und Abgaben. Das Nettoeinkommen der Beschäftigten summiere sich auf 27,4 Mio Euro.
Skigäste aus aller Welt
„Weiterhin üben 150 Millionen Menschen an zumindest drei bis vier Tagen pro Jahr den alpinen Skisport aus. Und wir rechnen, dass der Markt wächst”, fasste Wolfgang Mayerhofer, CEO der Atomic Group und Sprecher der Österreichischen Skiindustrie, die globale Dimension zusammen. Spannend ist dabei ein Vergleich mit den Golfern. Die weltweit registrierten 60 Millionen Golfer bespielen 35.000 Plätze, Skigebiete gibt es etwas über 6000. Beim Landschaftsverbrauch sind die Unterschiede weniger markant: Ein 18-Loch-Golfplatz in Mitteleuropa benötigt im Schnitt 69 Hektar, bei Österreichs 314 Skigebiete nutzen die im Schnitt 8 Lifte jeweils 79 Hektar.
Laut Berater Richard Bauer leben Skitouristen heute zu 78 % in Großstädten, sie sind eher spontan und offen für Neues: „Sich in der realen Welt mit anderen zu treffen, etwas gemeinsam erleben, das ist für junge Städter das perfekte Freizeiterlebnis”. Das drückt sich auch in der belegten KI-Nutzung aus. Teresa Karan, Head of Innovation der Österreich Werbung: „Unsere Winterpotenzialstudie zeigte, dass im Schnitt schon über 10 % der Österreich-Gäste für ihre Reiseplanungen (auch) ChatGPT oder andere KI-Anwendungen nutzen. Bei den Wintersportlern klettert dieser Wert noch einmal um die Hälfte auf 16,9 %.”
Was die Entscheidung des Gastes für ein bestimmtes Skigebiet besonders beeinflusst, erforscht seit Jahren Manova für die Seilbahnwirtschaft. So können die Faktoren für das Nachfragepotenzial eines Skigebiets quantifiziert werden: Nur 39 % steuert die Grundkapazität der Anlagen und Betriebe bei, hinzu kommen 13 % Sonnenschein, 12 % Schneeverhältnisse, 9 % Temperatur, doch nur ein Prozent entscheidet die Höhenlage an sich. „Aber ein entscheidendes Element fehlt in dieser Aufstellung. Die Emotion. Denn es kommt entscheidend darauf an, ob die Gäste auch glücklich sind”, weiß Manova-Geschäftsführer Klaus Grabler. Worauf basiert nun das Gesamturteil der Gäste im Wintertourismus? Grabler ist überzeugt, unterstützt von künstlicher Intelligenz und Machine Learning die Faktoren dieser Beurteilung nun besser bestimmen zu können. Denn der vorhandene „Datenberg” sei über Jahre und durch die vielfältigen Untersuchungen enorm. Daraus lasse sich erkennen, wie sich Skifahrer durchs Skigebiet bewegen, welche Teile des Skigebiets besonders beliebt sind, welche Routen gemieden werden, ja sogar wie sich die Präferenzen bei mehrtägigen Aufenthalten verändern. „In dem sie von den Gästen lernen, wird den Seilbahnen auch die Optimierung ihrer Investition ermöglicht”, sagt Grabler.
Im Zentrum stehen Atmosphäre und Pisten
Mit einem Resultat der Gästebefragungen muss Grabler seine Auftraggeber allerdings ein wenig enttäuschen: Nur ein Zehntel des Gesamterlebnisses Winterurlaub lässt sich auf die unmittelbare Quantität und Qualität der Aufstiegshilfen zurückführen. Mit jeweils rund 19 % werden Atmosphäre/Wintererlebnis sowie die Pisten an sich als wesentlich bedeutender wahrgenommen. Unterkunft (7,5 %) und die Berggastronomie (7,3 %) tragen ebenfalls nachhaltig zum Gelingen des Skiurlaubs bei.Nicht unbedeutend, aber angesichts der alljährlichen Preisdiskussion überraschend nachrangig, sind die Skipassangebote mit 5,3% für die Auswahl des Winterurlaubs. Das gilt auch für andere „Nebenschauplätze”, die häufig beworben werden: Etwa die Gastronomie im Ort (2,2 %) sowie der Partybereich (Après Ski 3,9%, Nachtleben 1,1%). Bei der Frage, was für die Zufriedenheit mit den Pisten entscheidend ist, erweisen sich die quantitativen Elemente wie Länge der Abfahrten als wesentlich entscheidender als die Suche nach ausreichend Platz auf der Piste.