Zielgruppe der Zukunft: Junge, gebildete Städter

von Redaktion ‎ 10/11/2023
Wintersport
Zielgruppe der Zukunft: Junge, gebildete Städter

Eine Exklusivumfrage zeigt die Chancen für Skiurlaub in Österreich. Im Fokus stehen junge, gebildete Städter als Zielgruppe der Zukunft. Denn die Diskussion, dass Skifahren immer von einem Volks- zu einen Luxussport mutiert, gibt es schon seit Jahren.

Gerade jetzt, angesichts einer bisher nicht gekannten Teuerungswelle, erhält das Thema neuen Zündstoff. Aufgrund massiver Kostensteigerungen nicht zuletzt bei Energie und Personal haben viele österreichische Seilbahnen – speziell die großen – ihre Preise um durchschnittlich zehn Prozent erhöht. Über einen Zeitraum von 15 Jahren – solange es den Ski Guide Austria gibt – betrachtet sind die Ticketpreise gar um 80 bis 90 Prozent gestiegen. Skifahren wird also immer teurer – wobei gleichzeitig die Zahl der Skifahrer kontinuierlich abnimmt. Eine brisante Gemengelage, die zwangsläufig die Frage bedingt, wie es mit dem für die heimische Wirtschaft so wichtigen Wintertourismus weitergeht? Das Institut für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD) hat daher für den Ski Guide Austria Anfang Oktober eine österreichweite repräsentative Umfrage durchgeführt, um die aktuelle Stimmungslage zum ehemaligen Volkssport Nummer 1 und dessen Zukunftschancen auszuloten. Und die wichtigste Botschaft gleich vorweg: Es schaut für das Skifahren und den alpinen Winterurlaub trotz schwieriger Rahmenbedingungen wesentlich besser aus, als es viele Kritiker wahrhaben wollen.

Die Ergenisse im Detail

Immerhin elf Prozent der Befragten – also auf die Bevölkerung umgelegt knapp mehr als eine Million (mit deren Kindern, die nicht befragt wurden und Gelegenheits-Skifahrern, deutlich mehr als eine Million, Anm.) geben an, in der Wintersaison 2023/24 einen Skiurlaub in Österreich zu planen. Auffallend ist, dass der Anteil der bis 30-Jährigen, gut Gebildeten (Matura oder Uni-Abschluss) und Städter mit 23, 22 und 13 Prozent deutlich größer ist. „Junge, urbane Personen mit höherer Bildung und besserem Einkommen reißen, salopp gesagt, den Wintertourismus heraus“, sagt IFDD-Chef Christoph Haselmayer: „Das ist die Zielgruppe, auf die der Wintertourismus aufbauen kann. Die wollen Skifahren und leisten es sich“. 35 Prozent der Befragten geben an, eine Woche verreisen zu wollen; 52 Prozent ein verlängertes bzw. einfaches Wochenende – wobei Frauen stärker zu einem Aufenthalt von einer Woche tendieren, Männer zum verlängerten Wochenende. Bei zwei Drittel der Befragten ist der Aufenthalt gleich lang wie im Vorjahr, lediglich bei 15 Prozent kürzer.

Die bevorzugte Anreise

Man fährt nach wie vor Auto in den Winterurlaub, wie die Umfrage zeigt: 93 Prozent kommen mit dem Kfz, nur bescheidene sieben Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln – mit dem Zug oder Bus. Haselmayer: „Das ist gewissermaßen ein Auftrag an die Bahnunternehmen, ihre Angebote für Winterurlauber attraktiver und bequemer zu machen – beispielsweise mit einem Gepäckservice“. Ebenfalls zeigt sich, dass Inflation und Preissteigerung auch beim Ski- bzw. Winterurlaub angekommen sind: Mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher sagt, dass sie teuerungsbedingt vorhaben, bei Nebenausgaben in Restaurants, Bars und Hütten zu sparen. „Die Teuerung zieht sich durch viele Bereiche und schon im Sommer hat sich gezeigt, dass Urlauber nicht mehr so oft auswärts essen wie früher“, so der IFDD-Chef. Auf das Verleihgeschäft hat die Spargesinnung aber nur bedingt eine Auswirkung – geben doch gut ein Viertel der potenziellen Winterurlauber an, Leihausrüstungen wie Ski, Skischuhe, Helme usw. nutzen zu wollen. Gespalten ist indes die Meinung der Skiurlauber zum Dynamic Pricing, das in einer Reihe von vor allem größeren Skigebieten angewendet wird: 39 Prozent halten eine dynamische Preisgestaltung für gut, weil die Tickets billiger sind, wenn weniger los ist – 34 Prozent für schlecht, weil die Tickets in nachfragestarken Zeiten, wie während der Ferien, teurer sind. Ähnliches gilt für die Erfahrungen, die Skifahrer oder Snowboarder mit Dynamic Pricing gemacht haben: Bei 43 Prozent war die Erfahrung gut, bei 49 Prozent schlecht.

Warum Winterurlaub?

Das Hauptmotiv für den Winterurlaub ist laut Umfrage weiter das Skifahren (für 25 Prozent) vor dem Wunsch, mit Familie, Partner oder Freunden gemeinsame Zeit zu verbringen (23 Prozent) sowie Wellness und Erholung (22 Prozent). Winterwandern und Snowboarden sind mit sieben bzw. zwei Prozent dagegen deutlich abgeschlagen. Das zeige auch, dass die Ansprüche der Winterurlauber an die Beherbergungsbetriebe steigen würden, so Haselmayer: „Wellness- und Erholungsangebote mit Niveau werden immer wichtiger – nicht nur als Schlechtwetteralternative.“ Die Betriebe seien also angehalten, zusätzliche Angebote mit den notwendigen Kapazitäten zu schaffen. Überraschend ist das Umfrageergebnis, dass sich 65 Prozent der Befragten einen Skiurlaub ohne Après-Ski vorstellen können – und besonders spannend dabei ist, dass der Prozentsatz bei den Bis-30-Jährigen mit 75 Prozent und höher Gebildeten mit 71 Prozent besonders hoch ist. Je älter, desto wichtiger sei Après-Ski, so der IFDD-Chef: „Die Jungen können auch in ihrer Unterkunft feiern; das ist außerdem kostengünstiger.“

Vorfreude

Positiv stimmen kann die WintertourismusBranche auch der Umstand, dass nur 38 Prozent der Befragten Skifahren angesichts des Klimawandels für nicht mehr zeitgemäß halten. 45 Prozent – und insbesondere 60 Prozent der Bis-30-Jährigen – halten Skifahren dagegen nach wie vor für zeitgemäß. 30 Prozent davon sagen allerdings, dass der Klimawandel doch auch einen Einfluss auf ihr Skiverhalten hat und sie entweder weniger Skifahren oder kürzere Anreisen bevorzugen. In einem ist sich das Gros der Befragten indes einig: Für knapp zwei Drittel (63 Prozent) gehört Winterromantik, sprich eine weiße Schneelandschaft zum Winterurlaub unbedingt dazu. Was aber nicht ausschließt, dass begeisterte Skifahrer in schneearmen Zeiten auch auf weißen Bändern aus Kunstschnee ihrer Leidenschaft mit Begeisterung nachgehen, so IFDD-Chef Haselmayer. Insofern kommt der Produktion von technischem Schnee, durch die Seilbahnunternehmen, wesentliche Bedeutung für den Wintertourismus zu.