Skifahren bleibt global im Rennen

von Redaktion ‎ 20/11/2023
Winter in Österreich
Skifahren bleibt global im Rennen

Nur in Mitteleuropa drücken Preis und Klimabewusstsein die Stimmung, zeigt eine exklusive Umfrage des Ski Guide Austria unter Journalisten der weltweiten Ski Club International des Journalistes.

WENN MAN IN ÖSTERREICH nach Gründen fragt, warum jemand den Skisport nicht mehr ausübt, steht der Preis der Liftkarten an erster Stelle. Stellt man aber in Österreich die Frage, was für die Urlaubsentscheidung am wichtigsten sei an Gäste, rutscht der Preis der Karten ans Ende. An der Spitze stehen Schneesicherheit, Qualität und Umfang der Pisten, dann die Gastronomie- und Hotelpreise. Wie sieht es nun mit der realen Preisentwicklung wirklich aus. Wir haben den Zeitraum seit erscheinen unseres Ski Guide Austria abgefragt. Das Marketingforum Seilbahnen nannte den offiziellen, aus den ÖStat-Zahlen resultierenden Wert. Mit einem Preiszuwachs von 53 Prozent liege man seit 2005 knapp über dem Durchschnitt der Inflation in Österreich.

Auf der anderen Seite haben wir andere Vergleichsdaten selbst abgefragt: Skier Days und Bergbahn-Kassenumsatz. Skier Days sind die täglichen Ersteintritte in ein Skigebiet, der Kassenumsatz ist um Nebenumsätze bereinigt und zeigt ausschließlich die Umsätze mit den Tickets. Der Zeitraum hier ist nicht ganz deckungsgleich, aber 2005 gaben die Gäste durchschnittlich 18 Euro fürs Ticket aus. 17 Jahre später lag dieser Wert schon bei 34 Euro. Das sind wesentlich mehr als die angeführten 53 Prozent, nämlich fast 90 Prozent. So bleibt die Frage: Sind die Preise in Österreich nun um 53 oder 90 Prozent gestiegen? Die gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Fachverbandes der Seilbahnen Dr. Erik Wolf betriebene Ursachenforschung, war nicht einfach und beschränkte sich teilweise auf Mutmaßungen: „Wir wissen aus unseren Erhebungen, dass sich die durchschnittlich gekauften Skitage im Langfristvergleich von ursprünglich über 6 Tage in Richtung 3-4 Tage verschoben haben. Je weniger Tage, desto teurer der durchschnittliche Tagespreis.“ 

Ein weiteres mögliches Moment ist der Rückgang an Saisonkarten und vielleicht werden diese auch nicht mehr so radikal ausgenutzt, wie noch vor zwei Jahrzehnten. Ein weiteres Argument für die real stärker gestiegenen Preise könnte der Rückgang an kleineren Skigebiete sein, beziehungsweise deren Marketingzusammenschlüsse, die zugleich die Ticketpreise nach oben trieben. Soweit die österreichische Situation. 

WIE SIEHT NUN DIE WELT die Zukunft des alpinen Skisports? Dazu eine Umfrage, die der Ski Guide Austria im März 2023 am Weltkongresses der Journalisten-Skiclubs (SCIJ) durchführte. Repräsentativ ist sie angesichts des überschaubaren Samples nicht, nichts desto weniger aber informativ. Von den zehn Staaten, welche die Antwortenden repräsentierten – von Deutschland über Bulgarien bis Kasachstan, Argentinien und Kanada – sagte die Majorität, die Zahl der Skiresorts in ihrer Heimat sei unverändert, 40 Prozent stellten einen leichten Rückgang fest, dem gegenüber waren es gerade mal 17 Prozent die einen Zuwachs an Skigebieten in ihrem Land feststellten. Ganz anders aber bei der Frage nach den Skifahrerinnen und Skifahrern daheim. Hier stellten die Journalisten eine leicht positive Tendenz fest. Mit 30 Prozent war die Kategorie „etwas mehr“ am stärksten vertreten (siehe Grafik unten), doch jeder Zehnte registrierte einen leichten Rückgang. Spannend war die Ursachenforschung. Warum wird in manchen Ländern ein wachsendes Interesse registriert, während es in anderen Staaten zurück geht. Bei den Rückgängen wurden ökonomische Ursachen („zu teuer“) leicht am stärksten gewichtet, doch auch die stärkere Aufteilung der Freizeitbudgets und Bedenken wegen des Klimawandels waren stark vertreten. Ein Imageverlust des Skisports oder aus Distanzgründen reduzierte Möglichkeiten den Sport auszuüben, werden als Ursachen eher ausgeschlossen.

Bei den Begründungen für Zuwächse dominierte auffallend, dass sich in diesen Ländern das Image des Wintersport in den letzten Jahren stark verbessert habe. Dass sich die Menschen im Zeithorizont der abgelaufenen Dekade nun Skifahren eher leisten können, konnten die Journalisten nicht glauben. Aus der Einschätzung der Medienleute geht aber hervor, dass die größte Gruppe (34 Prozent) global eher eine leichte Abwärtstendenz für den Skisport erkennen wollen, obwohl sie für das eigene Land positive Signale sehen. Von den befragten Journalisten, die als Clubmitglieder den Wintersport lieben, war jeder fünfte noch nie in Österreich. Die Antworten auf die „Lieblingsdestinationen“ waren natürlich stark von den bisherigen Erfahrungen – und damit auch den regionalen Möglichkeiten – geprägt. (Nicht nur) Italiener führten oft Italien an, (nicht nur) Kanadier natürlich  Kanada, bei den Europäern waren fast immer Österreich und Frankreich mit dabei. Überraschend selten wurde die Schweiz genannt, Slowenien, Bulgarien und Slowakei fanden ebenfalls Eingang in die Nennungen der Top-3-Destinationen.