Sicher ins Gelände - mit dem Tiefschnee-Pass

von Medianet Admin… 05/11/2018
Willkommen im Tiefschnee
Sicher ins Gelände - mit dem Tiefschnee-Pass

Geschätzte 600.000 Tourengeher gibt es in Österreich und darüber hinaus immer mehr Variantenfahrer, also Skiläufer oder Snowboarder, die abseits der Piste unterwegs sind – und dort den Kick von unverspurtem Powder suchen. Freilich kommt es dort immer öfter auch zu gefährlichen Situationen – auch weil viele Einsteiger nicht oder nur ungenügend wissen, wie sie sich im freien Gelände zu verhalten haben. Genau an diese Zielgruppe richtet sich der Tiefschnee-Pass, den der Tourismusverband Ramsau ins Leben gerufen hat. Nachdem zuvor schon der „Klettersteig-Schein“ auf große Akzeptanz gestoßen ist, füllte das passende Pendant für den Winter die entsprechende Lücke. Leider war zu Redaktionsschluss die weitere Durchführung dieser tollen Aktion zu bestimmten Terminen noch nicht gesichert.

Grundsätzlich können sich auch weniger geübte Wintersportler und Skitourenanfänger Schritt für Schritt an das Abenteuer Pulverschnee herantasten. Der „Tiefschnee-Pass“ kann natürlich keinen Skitourenkurs oder ein Intensiv-Freeride-Camp ersetzen, dennoch können Geländefahrer dabei wichtige Grundkenntnisse erwerben, anstatt sich ohne Ausbildung und dann wahrscheinlich auch ohne Notfallausrüstung ins ungesicherte Gelände zu begeben. Im Rahmen von wöchentlichen Ein-Tages-Kursen führen ausgebildete Berg- und Skiführer in Materialkunde, die korrekte Verwendung von LVS-Geräten, Wetter- und Schneekunde, Schneeprofillesen sowie Technikansätze ein. Den Abschluss bildet je nach Können eine leichte Skiabfahrt ins Tal oder die erste Variantenabfahrt abseits von Piste und Skiweg.Die Ski Guide-Autoren haben den Kurs selbst mitgemacht – nicht nur um hier an dieser Stelle einen Praxisbericht abgeben zu können, sondern auch aus Eigeninteresse, schließlich fahren sie selbst auch gerne immer wieder ins freie Gelände. Und da schadet es nicht, wenn man weiß was einen dort erwarten kann. Normalerweise findet der Kurs am Fuß des Dachsteingletschers in der Ramsau statt, auf Grund von Schneemangel wurde der beschriebene Test jedoch am Gletscher, also auf fast 3.000 Metern Seehöhe durchgeführt. Keine leichte Übung für jemanden, der nicht unbedingt jeden Tag im Hochgebirge unterwegs ist. Die dünnere Luft spürt man klarerweise, das Atmen fällt nicht ganz so leicht und die körperlichen Anstrengungen sind stärker spürbar als 2.000 Meter tiefer. Das Wetter war jedoch ein Traum, wie auch auf dem Foto zu sehen ist – und das Gelände am Dachsteingletscher ist nicht wirklich so steil, dass die Aufstiege nicht zu bewältigen gewesen wären. Die Gefahren, die im freien Gelände auftreten können, werden einem aber auch so gut näher gebracht. Nach einem ausführlichen Theorie- und Einführungsteil ging es wie gesagt mit der Seilbahn auf den Gletscher und dort wurden erstmal die Steigfelle auf die Skier angebracht – Anfänger erhielten gute Tipps – und dann ging es in mehreren Gruppen je nach Leistungsklasse los. Zuerst langsam aber stetig den ersten Hang hinauf, dann oben angelangt etwas steiler Richtung Dachsteingipfel. Dabei immer im Fokus: die richtige Geh- und Umsteigetechnik. Interessant auch die Beurteilung der Hangneigung und davon ausgehend die der möglichen Lawinengefahr. Achtung: Ab Stufe 3 kann es gefährlich werden. Nach einer Abfahrt, bei der man sich wieder technischen Feinheiten widmen kann, kam dann der Umgang mit dem Lawinenpieps sowie Sonde und Schaufel dazu. Denn was nützt die beste Ausrüstung, wen man im Ernstfall damit nicht richtig umgeht. Dass wir da auch an einer gut verborgenen Gletscherspalte vorbei kamen, verdeutlichte, dass man im freien Gelände immer wachsam sein muss. Die abschließende Abseilübung über eine Felswand am Gletscher war dann eine außertourliche Draufgabe und ist normalerweise nicht Teil der Tiefschnee-Pass-Ausbildung – sie ist auch nur wirklich schwindelfreien Zeitgenossen zu empfehlen.

Fazit: Der Besuch des Eintages-Kurses rentiert sich allemal: Die damaligen 69 Euro waren gut investiertes Geld. Nicht nur dass man mit den Grundlagen der Technik des Tourengehens vertraut gemacht wird, lernt man auch den Umgang mit dem Lawinenpieps, weiß wie man einen Verschütteten sucht und vor allem lernt man auch die Beschaffenheit des Geländes zu beurteilen bzw. die Lawinengefahr einzuschätzen. So ein Tag Praxis ersetzt alle graue Theorie – vom nicht alltäglichen Erlebnis an sich ganz abgesehen. Und rein prinzipiell ist die Initiative schon allein deshalb zu begrüßen, weil sie mithilft, Tourengeher, Freerider, Snowboarder und Schneeschuhwanderer für Gefahren zu sensibilisieren, aufzuklären und vor Selbstüberschätzung zu warnen.