Komm auf die Loipe - Genussvolle Runden durch die Natur

von Redaktion ‎ 07/04/2021
Winter in Österreich
Komm auf die Loipe - Genussvolle Runden durch die Natur

GANZ OHNE DOPING macht das Langlaufen jedem richtig Spaß. Denn unsereins unterwirft sich beim Skaten oder dem klassischen Diagonalschritt keinem Zeitdruck, sondern spürt den Körper und lässt die Natur auf sich einwirken. Die frische Luft und umgebende Ruhe ist uns Doping genug. Etwa in Galtür: Es geht hinein zum Zeinisjoch. Eine tolle Höhenloipe in prächtiger Naturkulisse. Die ideale Strecke, um unter der Führung des Langlaufcoaches als Skatingfan die ersten Züge in der traditionsreichen Klassiktechnik zu erproben. Höhenloipen, wie diese, die von Galtür zum Kops-Stausee führt, sind bei einem schneearmen Winterstart Goldes wert. Auch wenn man in der Höhe ein wenig mehr ins Schnaufen gerät.  Übrigens: Eben geht's natürlich nur, wenn man nicht in Galtür startet, sondern mit Gondelhilfe und einem kleinen Abstieg bei der Fluchthornalm die schmalen Latten anschnallt. Nach diesem ebenso lehrreichen wie vergnüglichen Ausflug, war am nächsten Tag Hardcore-Skating angesagt. Diesmal gings gleich beim Straßenende in Wirl los. Teils auf der Loipenspur, teils auf der tief verschneiten Passstraße führt der Weg auf den Silvretta-Stausee. 400 Höhenmeter zu überwinden bedeutet auf den schmalen Latten Stress. Aber ab und zu kommt ein Skidoo vorbei, auf dem man manchmal aufsitzen darf – oder man fährt von vornherein mit dem Bully-Taxi auf 2.000 Meter. Denn oben ist eine nett kupierte, eher einfache Höhenloipe präpariert, die extreme Schneesicherheit garantiert. In unserem Fall aber zeigt sie Zähne: „'s guxanat“, wie es der Einheimische ausdrückt. Guxa, das ist der Schneefall, den der Sturm  quer vor sich hertreibt. Aber man kann sich auf der Bielerhöhe ja auch gemütlich aufwärmen.

NICHT NUR WEIL ES GESUND IST gewinnt der Langlauf mehr und mehr Anhänger. Es ist die dynamischte Form verschneite Ebenen an sich vorbeigleiten zu lassen und dabei die Natur hautnah zu erleben. Dass die Natur witterungstechnisch nicht immer dabei mitspielt, ist eine Tatsache. Womit schon einiges zur Entwicklung gesagt wäre.  In zahlreichen Regionen werden inzwischen auch Loipen mit maschineller Hilfe abgesichert. Oft ist es wegen der  Haltbarkeit Schnee aus der Kanone, manchmal wird aber auch nur Schnee aus höheren Lagen geholt. Besondere  Voraussetzungen haben jene Gebiete, die fürs Sommertraining auch Rollerstrecken anbieten. Dort kann besonders rasch präpariert werden. Musterbeispiel ist auch dafür Seefeld. Dass vor dem Hintergrund des umfassenden Angebots mit Beschneiung, Flutlicht, WC und Umkleide die Nutzungsgebühren bereits in abenteuerliche Höhen steigen, ist eine  Begleiterscheinung. In Seefeld und Leutasch lässt sich ab nun die Tageskarte ausschließlich vorher in den  Informationsbüros kaufen. Die Preise wurden nicht mehr erhöht (11 Euro für Tagesgäste), es kostet aber immer noch  genug. Richtig teuer wird es jetzt aber ohne Karte. Hier orientiert man sich an den „Schwarzfahrerstrafen“ urbaner  Verkehrsmittel: 160 Euro! Wer in der Region übernachtet zahlt „nur“ sieben Euro und ab dem vierten nichts mehr.  Flutlicht und beschneite Kurzloipen rücken das Landschaftserlebnis gegenüber dem Sport in den Hintergrund. Denn  beim Langlauf wird nicht nur Kondition getankt, sondern es werden nahezu alle Muskelgruppen beansprucht,  Endorphine freigesetzt. All das macht den Langlauf zum Synonym für gesunden Wintersport. Ausgeübt wird der Sport  in gespurten oder gewalzten Loipen. Man spricht je nachdem vom klassischen Stil oder Skating. Beim Nordic Cruising  kann auf Loipen komplett verzichtet werden und jeder durch Wälder und über Felder seine eigene Spur ziehen.  Theoretisch. Für Anfänger stellt sich die grundsätzliche Frage, welche Technik am besten passt. Empfehlenswert ist es, einen der oft angebotenen Langlaufkurse zu besuchen oder man nimmt sich Zeit für eines der Langlauf-Openings, wie sie etwa in der Tiroler Leutasch oder der Ramsau zelebriert werden, um sich mit beiden Grundtechniken vertraut zu machen. So fällt die Entscheidung leichter. Denn während es für Gäste aus ferneren Ländern keine Frage ist, vor dem ersten Schneekontakt mit den dünnen Latten einen ausgebildeten Lehrer zu engagieren, verlassen sich erfahrene „Schneemenschen“ oft auf ihr vorhandenes Können als Alpinskifahrer. Wer den Schlittschuhschritt beherrscht, kann auch auf Langlaufskiern skaten: Diese Rechnung geht nur auf, solange man keinen Ehrgeiz entwickelt. 

BEI DER FREIEN TECHNIK (SKATING) sind Bewegungserfahrungen vom Inline-Skaten oder Eislaufen hilfreich.  Skating basiert im Prinzip auf einem Grundschritt in drei Varianten: Beim „gemütlichen“ Eintakter gibt es zu jedem Doppelstockeinsatz einen Beinabstoß. Beim rasanten Zweitakter heißt es links-rechts-Doppelstock, wobei die Abfolge  zwischen links und rechts gewechselt wird. Geht es steiler bergauf, erfolgt der Stockeinsatz fast automatisch leicht  zeitversetzt („asymmetrisch“). Anfänger „wandern“ einfach mit den Skiern an den Beinen. Dann gilt der Spruch: „Jeder, der gehen kann, kann auch langlaufen“. Doch spätestens, wenn die ersten Profis mit ästhetischen Diagonalschritten in  x-facher Geschwindigkeit an einem vorüberziehen, wurde noch bei jedem der Wunsch nach verbesserter Technik  geweckt. 

ENTSCHEIDEND IST DER BEINABSTOSS, der unter dem Körpermittelpunkt erfolgen soll. Ziel ist bei jedem Schub eine möglichst lange Gleitphase zu haben, in welcher der gegengleiche Arm den Schwung bis zum nächsten Stockeinsatz mitnimmt. Aber vom Papier hat das noch keiner gelernt. Wer Lehrer prinzipiell verweigert, hat die besten Chancen, wenn er sich in einem der großen Langlaufzentren umsieht und die schnellsten beobachtet.