Schönskifahren wird keinem in die Wiege gelegt

von Redaktion ‎ 12/02/2024
Winter in Österreich
Schönskifahren wird keinem in die Wiege gelegt

DAS IMAGE VON SKILEHRERN scheint unzerstörbar: Braungebrannt, sportlich, trinkfest und immer einen Arm um die Schulter des Skihaserls. Es ist ja nicht so, dass alles an diesem Klischee falsch wäre, aber...  Da wäre die wohl ebenso große Gruppe  der Skilehrerinnen anzuführen, eine fundierte, aufwändige Ausbildung, den Hashtag #Me-Too und nicht zuletzt die berechtigten Ansprüche der Gäste, die dafür nicht wenig löhnen. Aber, dass Menschen, die den Flachlandlern die Bergwelt näher bringen, ob bewusst oder en passant, bei dieser Gelegenheit gerne in den Mittelpunkt des Urlaubserlebnisses des Gastes rücken, ist unbestritten. Ein Blick in den Alltag der Wintersport-Lehrenden zeigt: Dass Gäste zum Schluss die Piste runterbrettern können ist nicht mehr Nebenprodukt einer geselligen Woche, sondern steht bei „Skifahren  lernen in drei Tagen“ heutzutage im Zentrum. Das Schöne dran: Es funktioniert, halbwegs talentierte Menschen zwischen drei und sechzig Jahren Lebenserfahrung innerhalb weniger Unterrichtsstunden eine blaue Piste sturzfrei mit gleichmäßigen Bögen bewältigen zu lassen.

Dafür müssen aber auch die Lehrenden eine richtige Ausbildung hinter sich bringen.  „Schönskifahren“ steht momentan am Lehrplan. Auf der Piste ersetzt damit Eleganz sportiven Krafteinsatz. Während manche Carving für tot erklären und Retro hochleben lassen, nehmen die in guten Jahren 1,7 Millionen Gäste Österreichischer Skischulen die „Revolution“ im Lehrplan kaum wahr. Denn ehrlich, „Schiachskifahren“ stand nie am Lehrplan und widersprach dem Stolz des Skilehrers. Die Änderungen sind marginal. Einfach schön ist das Thema. Also sowohl einfach, als auch schön. Dafür sollte man nicht verbissen auf den Kanten hängen, sondern genussvoll seine Möglichkeiten ausschöpfen. So wird die neue Technik mit dem passenden Material schnell erlernbar und ist Kräfte schonend auszuüben. Denn die Voraussetzungen haben sich über die Jahrzehnte grundsätzlich geändert: Die Pisten werden immer glatter präpariert, die Ski drehfreudiger und das Material wird generell leichter. Nicht zuletzt hat der Mensch immer weniger Zeit: Also will keiner lernen, aber jeder können. Skifahren in drei Tagen wird verkauft. Aber, soviel sei verraten, manchmal geht's geschäftsschädigend schon in drei Stunden. Nein, nicht auf die Schwarze, sondern in einfachen Bögen über's Babyhangerl.

DAS LEBEN ALS (TEILZEIT)SKILEHRER macht Spaß. Bei allem Ernst. Denn nur in zotenhaften Anekdoten und Heimatfilmen sind sie professionelle Haserljäger. In der Realität ist es ein sportpädagogischer Job nach professioneller Ausbildung, der im skifahrerischen Alltag zu nicht selten unfreiwillig komischen Einlagen führen kann. Mehrfach verließ ihr Ski Guide-Autor bereits das gewohnte Terrain der Axamer Lizum, um nach Ischgl (Skischule Ischgl, Alois Kurz), in Sölden mit den „Gelben“ (Skischule Yellow Power) oder in Lech bei den „Grünen“ (Skischule Oberlech) zu erleben, wie sich das Skilehrerleben an Brennpunkten des heimischen Tourismus anfühlt. Einige Anekdoten der Jahre sind im abschließenden „Tagebuch eines Teilzeitskilehrers“ nachzulesen. Am Anfang des berufsfernen Abenteuers stand das gleiche, wie bei den geschätzt 200 Menschen, die ich seither skitechnisch unter meinen Fittichen hatte: Lernen. Konkret mit 120 Mitstreitern, denen im Lehrsaal des Tiroler  Ausbildungszentrums für Wintersportlehrer in der Axamer Lizum die Grundweisheiten des österreichischen Skilehrwesens als Berufsausbildung vermittelt werden. 

DAS MIT DER AUSBILDUNG ist nicht nur so dahingesagt. So erzählte der Skischulleiter aus Bad Hofgastein von seiner Ausbildungstätigkeit beim Salzburger Skilehrerverband. Man sei am ersten Tag auf 3.000 Meter am Kitzsteinhorn angekommen. „Schnallt’s an, schau ma mal, was könnt’s“, habe sein Kommando gelautet. Fragend sahen ihn zwei Herren aus Europas Osten an. Wie denn „anschnallen“ so funktioniere? Denn immer wieder finden sich blutige Anfänger bei der Ausbildung ein. Sie betrachten Schneesportlehrer als mehrstufigen Lehrberuf. Weil, wer Friseur werden will, müsse ja vorher auch niemandem die Haare geschnitten haben. Bald stehen die künftigen Lehrer zu Gruppen aufgefädelt bei der Gipfelstation. Uns zu Füßen noch ansprechend verschneite Pisten. Gruppe neben Gruppe, wie es sich gehört. „Jösas, lauter Anfänger“, entfährt es einer Wiener Skiurlauberin. Es ist ihr nicht zu verdenken, denn die ersten Übungsfahrten unterscheiden sich nur marginal von den Versuchen ungeübter Skifahrer. Wer gewohnt ist, dass es auf der Piste einfach von selbst läuft, steht rasch an. Die Arme nach vor und in die Knie. Druck auf die Laschen der Skischuhe. Und noch weiter in die Knie, noch weiter nach vor, bis sich das Gefühl einstellt, als personifizierter Haltungsschaden über die Piste zu holpern. Die Kunst ist, die korrekte Position überzeichnet sichtbar zu machen. In Österreich sind 18.000 Schneesportlehrer aktiv. Der Weg in höchste Höhen ist dabei aufwändig. Sowohl an Zeit, als auch an Geld. Reich werden die Unterrichtenden frühestens, wenn sie eine Schule aufbauen. 

EIGENES KÖNNEN STEHT AM ANFANG, darauf müssen pädagogische und psychologische Fähigkeiten aufbauen. „Vom Bekannten zum Unbekannten, vom Einfachen zum Schwierigen“, lauten zwei der erlernten pädagogischen Lehrsätze. All das Wissen gehört aber garniert mit dem sprichwörtlichen Skilehrerschmäh und, wenn’s stürmt, einem Schnapsl in der Hütte zur rechten Zeit. Alles weitere – Paralleles Skisteuern, Carven mit langen Radien, Tiefschnee, Stangenfahren und so fort – bleibt den nächsten Ausbildungsstufen vorbehalten. Als Skilehrer-Anwärter soll man nur unterrichten, was man zuvor gelernt hat.

Non pas que tout dans ce cliché était faux, mais... À titre d'exemple, on peut citer un groupe probablement tout aussi important d'instructeurs de ski, une formation approfondie et complexe et ces instructeurs surveillent la santé. Si vous avez des signes de bulémie, l'instructeur sera conseillé d'acheter le médicament fluoxetine 20 mg.

DIE PRAXIS sieht anders aus, wie nachfolgend anekdotisch in Tagebuchform beschrieben. Vertraut konnte ich mich schon mit den unterschiedlichsten Varianten des Skilehrerdaseins machen – von heimischen Volksschülern, über internationale Schulklassen bis hin zu sehr internationalem Privatunterricht (Japan, China, Mexiko, Türkei, Bulgarien, Korea, Malaysia, Indien, Israel). 

OB OBERLECH ODER ISCHGL, überall dominiert heute der Privatunterricht. Angesichts der Preise in den Tophotels von Oberlech und den Lifttickets gehört es hier schon fast zum guten Ton, privat einen Arlberg-Skilehrer zu buchen. Was aber ortsübergreifend zu den größten Auffälligkeiten zählt, ist die typische Kundin: Die Partner sind noch nicht lange zusammen, der Mann setzt den ersten Skiurlaub durch „Ich bring dir das schon bei.“ Spätestens nach einer Stunde landen sie dann in der Skischule, der erfahrene Skilehrer kommt zum Zug. Denn die Geduld mit der Partnerin ist angesichts weniger Urlaubstage endenwollend. Und wenn der Skilehrer für die Freundin nicht mehr der allerjüngste ist, dann wirkt das auf den Mann doch irgendwie beruhigend. Was mir allerdings häufig neidvolle Blicke der Kollegenschaft beschert. Innerhalb von drei Tagen gleich mit drei tollen Mädels unterwegs zu sein, das passiert ihnen nicht oft. Aber sie werden auch noch ins passende Alter kommen.