Mit Chauffeur auf die Piste Emissionsarm zum nachhaltigen Winterlebnis

von Redaktion ‎ 03/01/2024
Abseits der Piste
Mit Chauffeur auf die Piste Emissionsarm zum nachhaltigen Winterlebnis

Der Öffi-Anreise zum Wintersport haben die Lockdowns 2021/22 wahrlich nicht gut getan. Rückte davor die Idee, nicht mit dem eigenen Auto die Berge anzusteuern dank des gestärkten Klimaabewusstseins in den Fokus, machten diese Winter vieles wieder zunichte. Leider – und das zeigte die Ski Guide Austria-Recherche einmal mehr – sind neuen Ideen zu klimabewussterer Anreise eher dünn gesät.

Was es an Innovationen auf dem Sektor umweltbewusster Anreise in Österreichs Skiregionen so gibt, darüber kann in den folgenden Zeilen ein Überblick gewonnen werden. Zwar hat sich das Angebot an Bahnreisen in die Skigebiete – wie später im Detail beschrieben – etwas verbessert, doch der große Durchbruch lässt auf sich warten. Selbst Tourismus-Experten, die verstärkt auf die Bahnanreise setzen, sind skeptisch, ob bei deutlich erhöhter Nachfrage die Kapazitäten überhaupt eine halbwegs komfortable Fahrt zulassen würden. Entsprechend der momentanen Entwicklung ist am Ende dieses Beitrags auch ein Abriss der individuellen E-Mobilität gewidmet.

Vorreiter Vorarlberg

Mit der Brandnertal-, Bludenz-, Klostertal-Gästekarte und der Gästekarte Premium sind die öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Vorarlberg kostenlos zu nutzen. Und das schon bei der Anreise. „Landesweit mobil“ ist eine Initiative von Verkehrsverbund Vorarlberg und Vorarlberg Tourismus. Gäste des Brandnertals, des Klostertals und der Alpenstadt Bludenz nutzen alle Verkehrsmittel des Verkehrsverbundes Vorarlberg ohne Aufpreis. Die Gästekarte inkludiert alle Bus- und Bahnverbindungen in Vorarlberg bis zu den Grenzhaltestellen in Deutschland, Tirol und der Schweiz. Allerdings sind spezielle Ski-, Wander- und Shuttlebusse sowie die Mautgebühr ausgenommen. Passend dazu deklariert sich das Skigebiet Golm im unteren Montafon als klimaneutral: So drehen Gäste der Hüttenkopfbahn ihre Runden mit der ersten Photovoltaik-Sesselbahn der Welt. Silvretta Montafon bietet die Online-Buchung der Tageskarte inklusive Anreise mit Bus und Bahn aus ganz Vorarlberg und von den Grenzbahnhöfen in Tirol (St. Anton), Deutschland (Lindau) und der Schweiz (Buchs/St. Margrethen). „Kein Anstehen an der Bergbahnkassa, kontaktlos an den Pickup-Stationen zum Liftticket und 10% Rabatt auf Verleihausrüstung, beziehungsweise 1x gratis Skiwachsen“ offerieren die Bergbahnen.

Zug zur Bahn

Insgesamt ist die Zahl der Bergbahnen, die unmittelbar neben einer großen Bahnstation liegen, überschaubar: Gastein, St. Anton am Arlberg, Zell am See, Schladming, Mayrhofen, Semmering zählen zu den größeren Gebieten, in denen man vom Bahnhof zum Lift stapfen kann. Andere liegen an kleinen Bahnhaltestellen wie Kitzbühel-Hahnenkamm oder Annenheim Gerlitzen. Die meisten anderen Regionen bieten natürlich Transfers mit den Gratisbussen an. Am intensivsten setzt aktuell das Salzburger Land auf die emissionsfreie Anreise in den Skiurlaub. 2021 waren immerhin 9% der Urlauber mit der Bahn angereist. Ein im internationalen Vergleich durchaus beachtlicher Wert. Erstmalig wurde unter dem Titel „WinterRail“ von Deutscher Bahn (DB) und ÖBB eine Buchungsplattform geschaffen, um die europaweite Anreise darzustellen. Die aufgrund infrastruktureller Mängel nicht gerade hoch gerühmte Deutsche Bahn hat mit „WinterRail“ durchaus einen Coup gelandet. Von den insgesamt rund 100 angebotenen Reisezielen liegt mit 51 die Majorität in Österreich. Fast alle wichtigen Skigebiete von Tirol und Salzburg sind in diesen Paketen zu finden, aber auch Oberösterreich, Steiermark und Kärnten sind vertreten. Insgesamt spricht die DB von napp 40 Direktverbindungen täglich. Bei Tag und bei Nacht. ANREISE PER BAHN AUS EUROPA: Was sich aktuell besonders verbessert hat, ist die Bahnanreise zum Wintersport aus mehreren europäischen Hauptstädten. Das liegt vor allem an der starken Position der ÖBB bei den Nachtzügen. Während andere, wie die Deutsche Bahn, ihre Schlafwagen stillgelegt hat und sich Italien auf den starken Inlandsreiseverkehr konzentrierte, setzen die ÖBB seit vier Jahren auf Schlaf- und Liegewagen. Die Zahl der Nightjet-Verbindungen nach und von Österreich hat inzwischen 25 bereits überschritten. Speziell aus Paris, Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Florenz, Rom, Mailand, Bologna, Brüssel, Amsterdam, Utrecht, Strasbourg und Zagreb werden die Nachtzüge auch für den Skiurlaub frequentiert.

Im Nightjet zum Schnee

Mit dem Nachtzug kommen nicht zuletzt ostösterreichische Skifreaks zum Schnee. Was WinterRail für Gäste aus Deutschland ist „Im Nightjet zum Schnee“ für Skifans aus Ostösterreich. Railtours konzentriert sich mit diesen Kombitickets komplett auf Verbindungen nach Tirol. In den Paketen sind neben der Bahnanreise im ÖBB Nightjet inklusive Sitzplatzreservierung ein Skipass für wahlweise drei bis sechs Tage enthalten. Hinzu kommt der Transfer zur gewünschten Unterkunft im betreffenden Skigebiet und zurück. Aufzahlung auf 4- oder 6-Bett-Abteil im Liegewagen sind natürlich möglich. Vorausgesetzt man ist in der Hauptreisezeit rechtzeitig dran. „Seit der Pandemie kann man bei den Sitzwaggons auch Privatabteile reservieren. Das behalten wir bei – und es ist nicht nur für junge Leute eine coole Sache“, weiß Eva Buzzi, Geschäftsführerin von Railtours Austria. Auf diese Art bleiben Familien oder Freunde unter sich. Bis zu 3 Erwachsene (bis zu 3 Personen, max. 2 Kinder bis 14 Jahre) reisen günstig und bequem im eigenem Sitzwagen-Abteil zum Pauschalpreis. Das Angebot scheint bei der Online-Buchung bei Verfügbarkeit als „Privatabteil Sitzwagen“ auf. Natürlich ist das Platzangebot auf einige Abteile beschränkt. St. Anton, Tirol West, Kitzbühel, Stubai, Galtür, Zugspitz Arena, Zillertal, St. Johann, Brixental, Wildschönau, Pillersee, Seefeld sind die bekanntesten Reiseziele. SALZBURG bekennt sich in seiner Tourismusstrategie ausdrücklich zur Nachhaltigkeit. Daraus resultiert eine Angebotsoffensive für eine umweltschonende Anreise in den Winterurlaub. Es gibt mehrere Direktverbindungen am Wochenende mit dem Railjet von Wien nach Zell am See und Saalfelden und retour. Konkret verkehren ab dem 15.12.2023 neu zwei Direktverbindungen pro Wochenende von Wien in den Pinzgau (Zell am See, Saalfelden). In der Wintersaison (16.12.2023 - 07.04.2024) wird dieses Angebot zusätzlich durch eine dritte Direktverbindung ergänzt.

Shuttle direkt ins Hotel

Das bietet die Region Zell am See-Kaprun generell. Der Shuttle-Service von ÖBB 360° bringt Bahnreisende vom Bahnhof Zell am See in eine der rund 600 Unterkünfte der Region. Buchbar sind die Shuttles bis 48 Stunden vor der gewünschten Fahrt, sowohl Online als auch am Fahrkartenschalter. Aus Deutschland gibt es täglich bis zu 14 Direktverbindungen nach Salzburg im Fernverkehr der DB aus vielen deutschen Städten, wobei man aber in Salzburg umsteigen muss. Durch die Kooperation mit INTERSPORTRENT Austria bekommen Bahnreisende bei Online-Buchung über bahn.de/winterrail 10% Rabatt auf das passende Leihequipment. In den zweiten Winter geht der Urlaubs-Express (UEX). Hamburg - St. Anton am Arlberg / Zell am See und als Autoreisezug Hamburg - München / Innsbruck sind im kommenden Winter regelmäßige Wochenendverbindungen in Österreichs Skigebiete. Hinzu kommt Münster - Köln - St. Anton am Arlberg / Zell am See mit einem Autoreisezug Düsseldorf - Innsbruck. Ausstiegspunkte wie Kufstein, Wörgl, Jenbach, Innsbruck, Ötztal und Landeck-Zams und direkt nach St. Anton am Arlberg sollten Wintersportler weg von der Straße locken. Der Urlaubs-Express fährt mit Schlaf- und Liegewagen. Bis hin zu einer Junior Suite (nur Abteilbuchung).

Mitr der Himmelstreppe zum kleineren Fußabdruck

Das schafft mit seinem Kombiticket das Mariazeller Land. Die Annaberger Lifte, Gemeindealpe Mitterbach und Mariazeller Bürgeralpe sind in dem Kombiangebot zum autofreien Winterspaß um rund 55 Euro die Liftpartner. Bei Mitterbach-Gemeindealpe sind's dann zum Beispiel nur 7 Gehminuten bis zur Talstation. In Oberösterreich waren bei Redaktionsschluss der Pyhrn-Priel Snowexpress (direkt ab Wels) zur Talstation der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen und ein ÖBB-Urlaubsexpress ab Wien in die Pyhrn-Priel Region in Planung.

Skibusse

Schon seit Jahrzehnten wird von den Bergbahnen und Regionen durch kostenlose Skibussysteme erreicht, dass man das Auto am Urlaubsziel bevorzugt in der Hotelgarage stehen lässt. Erfunden wurden die Gratis-Skibusse einst, um der immer stärkeren Parkplatznot bei den Skiliften Herr zu werden. Finanziert werden sie meist in unterschiedlichen Anteilen von den Gemeinden, Tourismusorganisationen und Bergbahnen. Heute dienen sie vor allem der Verkehrsberuhigung – und sie ziehen immer größere Kreise. Wobei die 241 Kilometer Skibusnetz der Salzburger Sportwelt vermutlich den Rekordwert darstellen. Andererseits ist Kitzbühel überzeugt, selbst über „das größte Skibusnetz der Alpen“ zu verfügen. Eine andere Form alternativer, örtlicher Mobilität schafft Werfenweng. Die zu den „Alpine Pearls“ zählende, mehrfach ausgezeichnete Gemeinde bietet die SAMO-Card (für SAnfteMObilität). E-Lois führt einen durch die Gegend oder man kann auch einen BMWi3 ausleihen. Überdies sorgt ein Shuttleservice für die Bahnabholung. Am Wildkogel hielt im Winter vor drei Jahren in Neukirchen am Großvenediger eine innovative Alternative Einzug: Erstmalig brachte der e-Liner die Skigäste vom Ende der Talabfahrt „grün und leise“ wieder zurück zur Talstation der Wildkogelbahn.

Elektrifiziert

E-Mobilität ist nicht nur durch den E-Liner und elektrisch betriebene Skibusse in anderen Regionen ein Thema. Für viele Reisende gilt es auch für die Versorgung mit E-Tankstellen vor Ort. Um wenigstens den E-Mobil-Anteil zu erhöhen setzen mehrere Liftgesellschaften auf E-Tankstellen in den Liftgaragen. Zum Beispiel Ischgl, Pitztal, Obertauern oder Hintertux. Inzwischen verfügen fast alle Hauptstationen von größeren Gondelbahnen in den Tälern über zahlreiche E-Tankstellen. Die vermutlich spektaulärste davon ist im Montafon zu finden. In der Garage der Valisera-Talstation St. Gallenkirch, zentrale Einstiegsstelle in die Silvretta Montafon, wurden gleich 50 Ladestationen eingebaut. In Kitzbühel sind es 36, aber auch in Hinterstoder stehen schon 12 E-Tankstellen bereit. In der Region Nassfeld gibt es nicht nur besonders viele E-Tankstellen, als Besonderheit kommt hier das e-Carsharingsystem FRED zum Einsatz. Ähnlich läuft seit vergangenem Winter im Gasteinertal die Partnerschaft mit BÄM Mobility GmbH. So schaffen die Gasteiner Bergbahnen einen Elektro Carsharing Standort bei der Talstation der Schlossalmbahn zum Tarif von Euro 6,50 bzw. mit Klimaticket Euro 4,20 pro Stunde. Aus Stau-Angst könnte diesen Winter in der Region Snowspace/Salzburger Sportwelt vor allem bei Tagesgästen ein Bahnboom einsetzen. Denn die Autobahn-Baumaßnahmen lassen größere Staus erwarten. Wer etwa aus dem Raum München oder Salzburg zum Tagesausflug in die Skigebiete aufbricht, tut gut daran die Bahnalternative mitzudenken. Jeweils fünf Minuten nach Ankunft der Züge in St. Johann im Pongau fährt der Bus die kurze Strecke direkt hinauf zu Talstation in Alpendorf!