Hoch-Kultur: Unterhaltung auf hohem Niveau

von Redaktion ‎ 12/02/2024
Winter in Österreich
Hoch-Kultur: Unterhaltung auf hohem Niveau

ES MÜSSEN NICHT IMMER DISCOKLÄNGE oder Schmachtfetzen sein, die mit  Skiurlaub harmonieren. Oder gar volksdümmliche Schunkler in Dirndl und Lederhosen. Klar, das gehört auch zum Après Ski dazu, doch leider dominieren sie auch manche der Großevents in den Skigebieten. Die Zeiten, in denen alle Altersschichten abdeckende Weltstars wie Elton John, Deep Purple, Tina Turner oder The Beach Boys winterliche Open-Air-Bühnen rockten – meist stand die Bühne in Ischgl – sind weitgehend vorüber.  
Für die Einschränkung zeichnet Schladming verantwortlich. Das Basecamp der Planai hat damit teilweise die Rolle von Ischgl übernommen, wobei man auch weiterhin vier große Open-Airs in der Wintersaison steigen lässt. Den Saisonstart, der anders als die späteren OpenAirs auf der Idalpe stimmungsärmer am Parkplatz der Silvrettabahn steigt, wird am 25. November mit Demi Lovato ein Hollywoodglamourgirl bestreiten. Beim legendären „Top of the Mountain Opening Concert“ ist der Konzerteintritt wie gewohnt im Tagesskipass  inkludiert. Demi Lovato gilt aktuell als eine der talentiertesten Sängerinnen und Songwriterinnen. 

Im Gepäck der multitalentierten 31-jährigen, die sich unter anderem als Schauspielerin, Sängerin und Botschafterin einen Namen machte: Eine unvergessliche Bühnenshow und Hits wie „Heart Attack“, „Sorry Not Sorry“ sowie der höchst passende Ohrwurm „Cool for the Summer“. Doch an Aufmerksamkeit wird Ischgl wohl von Schladming übertroffen werden, wo der Saisonstart allerdings erst einige Tage später steigt. Robbie Williams ist noch eine Kategorie prominenter angesiedelt. Robbie Williams ist keineswegs der erste Superstar am Fuße der Planai. Die Openings gelten seit dem Auftritt von Pink 2007 als eines der Markenzeichen der Region. Über den Star muss man nicht viele Worte verlieren. Er will die Fans jedenfalls vorweihnachtlich verzaubern. Die Bühne für dieses einzigartige Event wird das Planai Stadion in eine atemberaubende Konzertarena verwandeln. Eine großflächige LED-Wand, beeindruckende Lichteffekte und eine Lasershow werden mit der Winterlandschaft harmonieren. Modernste Bühnentechnik und die zu erwartende aktive Performance sollen ein unvergessliches Erlebnis werden. Dafür ist auch eine aufregende  Pyrotechnik- und Lasershow vorgesehen.

Nicht in allen Regionen sind die Marketingmittel für derart internationale Kracher vorhanden. Vielfach ist es aber auch die Überzeugung, dass leisere Töne und weniger rein für den Event anreisende Fanmassen für den Ort und seine Gäste mehr sind. Auch weil ein US-Star nicht unbedingt zum Image passt. So zeichnet sich für diesen Winter eine stilistisch und altersmäßig sehr bunte Mischung ab, wobei sich ein gemeinsamer Nenner findet: Überwiegend sind es deutschsprachige Interpreten, die die Bergwelt 
kunstvoll beleben. In jedem Fall ist ist es schön, wenn auf Berghütten, bei Open Airs unter sternenklaren Winterhimmel oder abends in originellen Locations andere Klänge als gewohnt ertönen. Etwa bei Snow Jazz im Gasteinertal, wo Abendkonzerte überwiegend unter dem Dach des Sägewerks Bad Hofgastein stattfinden. Gar nicht weit entfernt, beackert Saalfelden ein ähnliches Feld. Hier spielt das Skileben eher am Rande eine Rolle, dafür wird auch der winterliche Ableger des berühmten Jazzfestivals schon zur Tradition. Junge internationale Jazzstars erfordern dabei eine intensive 
Auseinandersetzung mit ihrer Musik.

TANZ:FEST WINTER-EDITION ist ein komplett anderer Ansatz, der in unmittelbarer Umgebung und zeitgleich mit Jazz Gastein in Bad Hofgastein umgesetzt wird. Ab 13. März geht es dabei nicht (nur) um das Bewundern anderer, sondern in erster Linie um eigene tänzerische Aktivitäten. Wer den lautstarken Kontrast sucht, der wird ein paar Täler weiter in Saalbach auf seine Kosten kommen. 

RAVE ON SNOW hat bereits sagenhafte 28 Jahre am Buckel. Jung ist das Spektakel immer noch. Lautstark kündigt sich hier das Christkind an und will „die Alpen zum Glühen bringen, während die Flocken tanzen.“ 60 Artists wollen die Gäste auf 13 Floors über 50 Stunden zum Tanzen bringen. Wie sich da noch Pistenfreuden ausgehen sollen, steht auf einem anderen Blatt. 

EINIGE KONTRASTE hätten wir in unserem keineswegs vollständigen Flug über die Kulturevents in den Skigebieten noch zu bieten. Denn die lokale Volksmusik blieb ja bis jetzt gänzlich ausgeblendet. Freunde des Blechs kommen im März etwa beim spektakulären, mehrtägigen Kitzbüheler Winterwoodstock der Blasmusik voll auf ihre Kosten, während bei „Wenn die Musi spielt“ in Bad Kleinkirchheim eher Schlager und heimatliche Lieder erklingen. Als Kombination von Skilauf und Volksmusik wurde am Hochkönig die „Skihüttenroas“ konzipiert, während der Auftritt der Wiener Sängerknaben in Altenmarkt in der Adventzeit vielleicht das ungewöhnlichste Après-Ski-Programm 
der Saison darstellt. 

HOCHKULTUR der besonderen Art bietet alle zwei Jahre auch das Gletscherschauspiel „Hannibal“. Die Red Bull-Produktion zeigt in Sölden die Geschichte Karthagos in der wilden Bergwelt. Ein Spektakel mit – manchmal – Flugzeugen, jedenfalls immer mit Pistenbullys, Tänzern, Helikoptern und Extremsportlern, welche die historische  Alpenquerung Hannibals als erlebbare Gegenwart in 3.000 Metern Seehöhe zelebrieren. Rund 75.000 Zuschauer haben sich seit 2001 eingefunden. Warm anziehen! Gegen Saisonende sind es dann meist chillige Klänge, die den Wintersportler nach getaner „Arbeit“ im Liegestuhl erfreuen. Am besten beim Tanzcafé Arlberg Music Festival, das zum Saisonende wie der Eiswürfel zum Après-Ski-Spritzer gehört. Dort 
gibt es erdigen Soul und Indie-Sound, Anti-Schlager und Mundartpop. Von Akustik bis Synthie, von deep bis high, wie es die Veranstalter beschreiben. Weniger erdig geht  es beim Electronic Mountain Festival oberhalb von Sölden zu. Hier sind es wieder Disco-Klänge, die den Berg zum dröhnen bringen. 

MIT WANDA UND PIZZERA & JAUS haben wir uns in dieser Auflistung die heimischen Superstars für ganz zum Schluss aufgehoben. Beide sind gewohnt im gesamten deutschsprachigen Raum die größten Hallen zu füllen und kommen schon zum 
Saisonstart in die Bergwelt. Sie werden ihren Fans Outdoor gehörig einheizen. Im hochgelegenen Gelände von Obertauern werden Pizzera & Jaus sicher voll aus sich rausgehen. Wenn da noch ein Zimmerchen im winterlichen Pitztal frei bleibt, dann wäre das schon eine große Überraschung.