Audienz beim Genuss-König

von Redaktion ‎ 17/01/2024
Abseits der Piste
Audienz beim Genuss-König

Mit dem Ski-Guide auf kulinarischer Königstour in der Ski-Region Hochkönig: 35 Pistenkilometer und drei Gourmetgänge für einen perfekten Skitag. 

Es gibt nur eine Handvoll Skigebiete, in denen ein Skitag wirklich als „Rundum-Erlebnis“ erfahren werden kann. Die Königstour am Hochkönig im Land Salzburg gehört dazu. Als kleine Einschränkung sei vorweggenommen: Es ist eher eine Langstreckentour, mit sieben Einstiegsvarianten in und bei Maria Alm, Hinterthal, Dienten und Mühlbach.

Perfekt wie die glattgehobelten Pisten, die sich aktuell in einem wahrlich begeisternden Zustand präsentieren, ist die Beschilderung: Richtung Maria Alm sind die Wegweiser zur „Königstour“ orange, Richtung Mühlbach gelb.

Wo man den Skitag startet, ist reine Geschmackssache. An Wochenenden ist meist aufgrund der Nähe zur Tauernautobahn Mühlbach stärker frequentiert, doch aufgrund der Tunnel-Großbaustelle, verteilt sich der Wochenendansturm diesen und nächsten Winter. Auch die Hotels unterschiedlicher Kategorien sind in allen Talorten zu finden. Überlaufen zeigt sich das Skigebiet selbst an einem prächtigen Jänner-Sonntag nicht. Wir nutzen die Lage des Urslauerhof und treffen nach drei Minuten Skilehrerin Leya an der Talstation in Hinterthal. Hinauf geht’s komfortabel mit dem Hochmaislift. Um so richtig in Fahrt zu kommen, wird gleich mal die in dezentem Schwarz gehaltene 31er-Abfahrt in Angriff genommen. Wieder oben retour, entscheiden wir uns aus gutem Grund für die Skischaukel Maria Alm: Denn unsere Königstour ist mehr als nur eine königliche Skitour. Schließlich führt sie den vielversprechenden Zusatz „kulinarisch“.

Es sind die Stopps, die einen richtig auf Touren bringen

Skifahren - Vorspeise - Skifahren - Hauptspeise - Skifahren - Dessert, das ist der Tagesrhythmus dieser Tournee. Also drei feine Gänge mit Getränkebegleitung um 75 Euro. Zum Glück gibts die Möglichkeit, die kulinarischen Stationen auf zwei oder drei Tage zu verteilen, damit die Völlerei nicht mit schmerzlichen Verlusten an Pistenkilometern bezahlt wird. Also steuern wir als Erstes die spektakuläre TOM Almhütte am Natrun an. Sie gehört zur Gruppe der schicken Eder-Hotels. Deren Eigentümerfamilie übrigens, anders als viele Familien in der Region, nicht Eder sondern Schwaiger heißt. Thomas („So nennt mich nur meine Mutter“) Schwaiger kann in seiner stylischen „Cabrio“-Hütte mit über 600 Sitzplätzen im Winter schon mal 3000 Gäste an einem Tag begrüßen. Am Speiseplan steht Jakobsmuschel mit wildem Brokkoli auf Lauchsauce mit Kartoffelstampf begleitet von einem Glas Tom-Sprudel rosé, sofern es die Tageszeit schon erlaubt. Die Veggie-Variante bildeten wahrlich locker-leichte Rote-Bete-Falafel, während die Jakobsmuschel offensichtlich dem Toten Meer entstammte, salzhaltig wie sie wahr. Doch ohnehin beeindruckt die „Almhütte“ nicht nur mit aufregender Architektur und optisch fein präsentierten Gerichten, sondern auch durch regelmäßig von Live-DJs servierte chillige Klänge.

Gestärkt geht’s wieder auf die Piste. Die gemütliche Abfahrt nach Maria Alm wird, abgesehen von dort Logierenden, eher selten genutzt. Aber die Auf- und Abfahrt Aberg zählt zu den Highlights der Tour. Zurück zu unserem Ausgangspunkt führt uns die knallgelbe Sinalcobahn. Ein Spezifikum in der Schaukelei über 35 durchgehende Pistenkilometer stellt sicher die Abfahrt nach Dienten dar. Wer sich vor Einheimischen nicht blamieren will, artikuliert den Ortsnamen nicht mit langem I, sondern einem verschmelzenden E-A als „Deanten“. Oben lädt die Rote (Nr. 21) noch alle zum Schwingen ein, doch beim letzten Abschnitt zur Brücke Skizentrum Dienten kommen schwächere Skiläufer schon mal ins Schwitzen. Was nicht nur an der sonnigen Lage, sondern auch an Nachmittags schon mal schwierigeren Verhältnissen an dieser steilen Stelle liegen kann. Doch von da an ist es für alle, die lockere Schwünge in den Schnee zaubern können, pures Vergnügen. Die ohnehin topp präparierten Pisten werden breiter, laden zu weiten Carvingschwüngen ein. Freaks toben sich auf und neben den 60 Obstacles im Kings Park aus.

Insgesamt bietet das gesamte Skigebiet Hochkönig stolze 34 Lifte. Der majestätische Hochkönig (2941m) selbst ist in der Region nur ein willkommener, häufig gegenwärtiger Bezugspunkt. Die Pisten selbst liegen gut eine Etage niedriger und überwiegend geschützt im Waldbereich. Aberg-Langeck (1900m) und Schneeberg (1921m) sind die geografische Höhepunkte der Königstour, deren letzter Abschnitt uns zuerst über eine einfache Abfahrt zur Karbachalm führt. Dort wartet - unterhalb der einzigen etwas betagteren Gondel - noch mal eine knackige, schwarz gekennzeichnete Herausforderung: Die klassische Abfahrt führt direkt nach Mühlbach. Aber es gibt auch eine sehr einfache Umfahrung, für die zuerst die Zapferalm angesteuert werden muss.

Stylisch trendig oder alpin rustikal

Die Begriffe „Alm“ oder „Hütte“ stehen hier in den meisten Fällen hier für den perfekten „Einkehrschwung“. 34 Hütten harmonieren bestens mit den 34 Liften der Region. Für unsere „Kulinarische Königstour“ fehlen uns noch Hauptspeise und Dessert. Weil es sich empfiehlt, die meisten der 7500 Höhenmeter bis dahin schon absolviert zu haben, bieten sich uns „Die Deantnerin“ und „Steinbockalm“ als finale Stationen an. Allesamt in einer modernen Glas-Holz-Architektur, die aber auch nicht ohne Beton auskommt. Innen wartet auf der Steinbockalm dafür auch eine eingebaute alte Stube aus wurmstichigem Holz, als Ambiente zum Schokobrownie auf Himbeersorbet und Himbeermark sowie dem begleitenden Espresso Affogato. Doch für mache mag gerade in der „Deantnerin“, wo wir als Hauptspeise einen perfekt garnierten Zwiebelrostbraten erlebten - die vegetarische Alternative wäre gelbes Thai-Curry gewesen - ein wenig die urige Gemütlichkeit zu kurz kommen. Speziell mit dem riesigen Screen an der Betonwand, auf dem tonlos Soko-Donau lief, während im Hintergrund für einen Gast „Happy Birthday“ intoniert, das Wunderkerzen-Törtchen serviert und von der versammelten Servicemannschaft applaudiert wurde.

Die „Kulinarische Königstour“ ist ein originelles Add-on zu einer königlichen Skitour, deren Hüttenstopps besonders an wettermäßig durchwachsenen Tagen dem Skitag einen besonderen Reiz geben. Wobei gesagt werden muss: Neben den gläsernen, trendigen Alpinrestaurants mit großem Platzangebot und durchaus international inspiriertem, trendiger Karte, finden sich auch immer wieder klassische Hütten mit ebensolchem kulinarischen Angebot. Um ein Beispiel zu nennen. Das Grünegg liegt etwas abseits der Pisten in Dienten. Dafür hat die Grünegg Alm gleich mehrere andere Attraktionen zu bieten. Da wäre einmal die Rodelbahn als Grande Finale. Oder der klassische Schweinsbraten mit Kraut und Knödel aus dem Rohr, den Kaiserschmarrn samt Zwetschgenröster, dem es einzig an Rosinen mangelt, vor allem aber den Wirt Heinrich „Heini“ Rainer: Ob er seine speziellen Forellen serviert oder zum Abschluss in seine Brennerei bittet, Hüttenabend at it’s best! Denn so „nebenbei“ ist seine Hochkönig Edelbrennerei eine der besten im Lande. Er macht von Sellerie bis Bratapfel aus so ziemlich allem Hochprozentiges, vermag gleichermaßen mit Gin und Eierlikör zu überzeugen - und wenn Heini dann noch seine Trompete holt und den Erzherzog-Johann-Jodler intoniert, gibt’s für Hochkönig-Skitage wohl kaum einen würdigeren Abschluss.